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Die beiden Schützen vom Einsatzkommando legten ihre Gewehre an. Sogleich kehrte Ruhe ein. Kjell wartete mit Henning und Barbro auf der Treppe. Hinter ihnen standen Per mit seinen Leuten und dem Ankläger Ivenholt.
„Und los!“, befahl Kjell leise.
Die beiden Männer mit der Ramme stürmten nach vorn. Das Brechen des Holzes hinterließ ein lautes Echo im Treppenhaus. Die Schützen drängten wie Widerhaken an den Männern mit der Ramme vorbei ins Innere.
Kjell und die anderen mussten warten. Nichts als Getrampel und Rumpeln drang aus der Wohnung. Ein Laserstrahl fiel auf die gegenüberliegende Wand des Treppenhauses. Kurz darauf trat der Anführer über die Schwelle und schulterte sein Gewehr.
„Alles klar.“
Kjell, Barbro und Henning stürmten die Treppe hinauf. Ein Schütze lief in der Wohnung herum und schaltete die Lampen ein. Kjell hatte zuvor die drei Zimmer der Wohnung auf einem Grundrissplan studiert und staunte, wie sehr der Anblick der Wohnung dem kargen Plan entsprach. Außer einem Bett und zwei Schränken gab es keine Möbel. Die weißen Wände und der helle Holzboden verstärkten die Leere noch. Henning deutete mit dem Daumen zum Badezimmer gleich neben der zerborstenen Wohnungstür. Auf der Ablage unter dem Spiegel standen durchaus persönliche Gegenstände, aber nur sehr wenige. Sie versuchten es mit der Küche. Henning öffnete alle Schränke. Lebensmittel und Geschirr.
„Kommt her!“
Das war Pers Stimme. Sie kam aus dem Zimmer, das dem Grundriss nach das Wohnzimmer sein sollte. Am Fenster stand ein einfacher Tisch. Per kniete vor einem Koffer auf dem Boden. Er hob ihn an und kam zu dem Ergebnis, dass er gefüllt war. Lasse half seinem Chef dabei, die Riemen zu lösen.
„Das hier könnte dir stehen, Lasse!“
Per zog einen schwarzen BH heraus und ließ ihn vor Lasses Gesicht baumeln.
„Solange ich dir darin gefalle, Chef.“
„Wird euch das nicht irgendwann langweilig?“, fragte Kjell, bekam aber keine Antwort.
Der Koffer schien nichts als Kleidungsstücke zu enthalten. Kjell stellte sich ans Fenster, bis die Techniker mit dem Inhalt durch waren. Mit halbem Ohr vernahm er, wie Jenna und Henning nach einer schnellen Prüfung mit dem Scanner zu dem Ergebnis kamen, dass die Wohnung bewohnt war.
Er seufzte. Von hier sah man direkt hinab auf die Unfallstelle. Gegenüber betraten zwei junge Männer den Hamburgerladen. Darüber war die Rotunde rundum angestrahlt und leuchtete ockerbraun. Oben am Berg ragte das Observatorium aus den Wipfeln der Bäume. An den Wegen auf dem Plateau und am Hang leuchteten Laternen.
In seiner Tasche piepste es. Kjell zog das Telefon heraus und öffnete die Nachricht.
„Es ist das Observatorium“, las er. „Ihr müsst drinnen nachsehen! Sofi.“